Wie die Menschen den Zwergen den Glauben brachten
… es war eine beschwerliche Reise durch das Gebirge. Als es begann, zu gewittern, suchten
ich und meine Reisegefährten Unterschlupf in einer Felsspalte des Bergs. Dort entzündeten
wir ein Lagerfeuer, um uns zu wärmen und unsere nasse Kleidung zu trocknen. Plötzlich tat
es einen Schlag. Erst dachten wir, es sei das Gewitter, doch das Geräusch kam aus dem
Innern des Felses. Als einer von uns den Stein abklopfte, bemerkten wir einen Hohlraum. Mit
einem Hammer ließ sich der dünne Schiefer einschlagen und es tat sich dahinter ein Gang
auf, schwach erleuchtet von Pilzen und Flechten, die hier natürlich zu wachsen schienen.
Voller Neugier rafften wir unsere Sachen zusammen und folgten mit noch klammer Kleidung
dem Gang. Zunächst wurde es kühler, doch der Luftzug flüsterte uns, dass am Ende des
Ganges etwas sein musste. Erneut ein lauter schlag, der von den Wänden widerhallte, und
wir beschleunigten unsere Schritte. Dann merkten wir, wie es langsam wärmer wurde, je
weiter wir in den Fels vormarschierten. Plötzlich tat sich ein Schlund vor uns auf und ein
sagenhaftes Bild zeichnete sich vor uns. Der Schlund, oder vielmehr der gewaltige Spalt, der
sich tief hinab und weit hinauf von links nach rechts durch den Berg zog, war von zahlreichen
Fackeln und Feuern erleuchtet. Am Rand entlang schlängelten sich Pfade hinauf und hinab,
dazwischen immer wieder Gänge, die sich weiter in den Berg fraßen, oder kleine
Aushöhlungen. Als wir einem Pfad folgten, staunten wir nicht schlecht, als plötzlich eine
Gestalt vor uns stand, die uns grimmig anblickte. Sie sprach etwas, doch wir verstanden kein
Wort. Plötzlich sind wir umringt von einem knappen Dutzend dieser Gestalten… Menschen
möchte ich sie nicht nennen, doch gänzlich unähnlich waren sie uns auch nicht, kleiner als
wir, aber erstaunlich stämmig und ungeheuer bärtig... mit einer erstaunlichen Ähnlichkeit zu
einem Abbild Dergarms, das ich einst in einem Buch fand. Dann ging alles schneller, als ich es
hätte erwarten können, und wir hatten eiserne Fesseln an Händen und Füßen und sahen uns
hinter Eisenstäben wieder.
Es dauerte einige Tage, die wir dort verbrachten. Doch gelang es uns mit der Zeit, uns mit
den Wachen und Besuchern zu verständigen, die uns neugierig beäugten. Wir waren zwar
immer noch Gefangene, doch entwickelte sich ein beidseitiger Austausch und ehrliches Interesse. Wir erzählten den kleinen Personen, wir nannten sie irgendwann einfach Zwerge,
wo wir herkamen und wie wir in Häusern aus Stein, Holz oder Lehm leben. Die Zwerge
erzählten uns dafür vom Leben unter dem Berg. Als uns die Zwerge von ihrer größten
Leidenschaft, der Schmiedekunst, erzählten, kramte ich ein altes Buch über unsere Götter
hervor und zeigte ihnen das Bildnis Dergarms, wie er seinen Hammer auf einen Amboss
niederschwang. Die Zwerge deuteten auf das Bildnis und riefen aufgeregt „Kaarlik“. So
brachten wir den Zwergen den Glauben an Dergarm, den sie „Kaarlik“ nennen.
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