Das Hofzeremoniell
Zum Hofzeremoniell, auch Hofetikette genannt, gehört die Anordnung der verschiedenartigen Hoffeierlichkeiten und überhaupt aller am Hofe vor sich gehenden Handlungen; es regelt die Vorgänge bei Vermählungen, Begräbnissen, Huldigungen, Audienzen und dergleichen, bestimmt Tracht, Rang, Titel, Handlungen der einzelnen Mitglieder des Hofes und ist nicht selten sehr umfangreich und kompliziert. Die Leitung desselben hat der Oberhofmarschall oder Zeremonienmeister.
Wenn Damen zugegen sind:
Auf höfische Gepflogenheiten ist in Besonderem zu achten, so eine Dame anwesend sei. Es gilt als unschicklich sie alleine flanieren zu sehen. Ein Herr oder eine ältere Vertraute solle sie geleiten. Ist eine Adelige zugegen, so ist immer der höchstrangige Herr für ihre Sicherheit und Bequemlichkeit zuständig. Nach der Vorstellung durch eine dritte Person, so wie dem höflichen Austausch der Förmlichkeiten und der Höflichkeitsbekundungen, beginnt die Pflicht des Herrn.
Eine Dame führe der Herr, indem er ihr entweder seine Armbeuge reiche oder aber sein Handgelenk. Die Dame habe darauf ihre Hand auf jene zu legen und eine intime Berührung zu vermeiden. Zu jeder Zeit muss der Anstand gewahrt sein! So ist es einer unverheirateten Frau nicht erlaubt in Begleitung eines stattlichen Mannes allein zu verweilen. Es muss der Vater, ein Bruder, eine Verwandte oder eine Anstandsperson der Dame zugegen sein.
Bei Tische:
In Beisein von Damen ist auf anrüchige Gesprächsthemen zu verzichten. Es sei außerdem nicht gestattet sich zu kratzen, zu spucken, zu schnäuzen oder unschickliche Geräusche von sich zu geben. Sollte Husten oder Niesen nicht vermeidbar sein, so wende dich seitlich oder nach hinten ab.
Auf das übermäßige, hastige Schlingen ist zu verzichten, ebenso auf das Essen von zu großen Stücken, sonst gelte er als Fresser.
Auf das übermäßige, ungebührliche Trinken ist zu verzichten, ebenso auf das hastige Trinken großer Schlucke, sonst gelte er als Säufer. Gesprochen wird nicht mit gefülltem Munde! Bevor man sich zu Tische setze, sollen die Hände gewaschen und deine Fingernägel gekürzt sein. Ebenso ist der Mund mit einer Serviette zu säubern, bevor man zum Becher greife. Die Zähne seien abseits des Tisches zu säubern und keinesfalls in der Öffentlichkeit. Ellenbogen gehören nicht auf den Tisch, sondern nur das Handgelenk. Sitze aufrecht und erhaben.
Dem Adel steht der beste Bissen zu. Der hohe Herr offeriert das beste Stück des Fleisches der höchsten Dame, anschließend nehme er sich selbst. Ist ein Diener anwesend, so übernehme er das Kredenzen.
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