Wie wird man ein Abenteurer?
Ein Erlebnisbericht von Hector Pfirsich
Getrieben von der Antwort auf die Frage, was der Reiz eines Abenteuerlebens sein könnte, begab ich mich für Sie, wehrte Leser, in Todesgefahr.
Im Rahmen eines Selbstversuches folgte ich dem Aufruf eines Händlers. Er glaubte seinen Wagen im Wald verloren zu haben und um diesem wieder zu finden, heuerte er Abenteurer an. Dies schien mir ein harmloses Abenteuer zu sein und so entschloss ich mich an dieser Expedition teilzuhaben, um darüber für Sie berichten zu können.
Doch spätestens als während der anfänglichen Ansprache des Händlers Orks aus dem Wald kamen und vom Händler als seine Leibwache vorgestellt wurden, wurde auch dem letzen Teilnehmer bewusst, dass hinter der harmlos erscheinenden Suche etwas viel größeres stecken musste.
Ja, wehrte Leser, Sie haben soeben richtig gelesen. Seit Jahrzehnten wurden erstmals wieder Orks im Wald südlich von Trux gesichtet, doch dazu später mehr.
Das Abenteuer begann mit einer Ansprache des Händlers. Getrieben von Neugier, gehemmt durch Angst ging ich mitten im Tross, als wir Schreie einer Frau hörten. Sofort nahmen einige der Abenteurer ihre Waffen in die Hand und eilten zu Hilfe.
Die Räuber schienen jedoch kampferprobt zu sein, denn sie schlugen ohne eigene Verluste unseren Angriff zurück.
Die Reihe der Räuber wurde erst zerschlagen, als der Händler einem Teil seiner orkischen Leibwache den Angriffsbefehl gab.
Beeindruckt von der Kampfkraft, Schnelligkeit und Wildheit der Orks war ich letztendlich froh, sie an unserer Seite zu haben, dennoch fühlte ich mich in ihrer Gegenwart nicht wohl.
Nachdem die Verletzten versorgt wurden, folgten wir dem Weg, auf welchem der Wagen verloren ging. Die Stimmung in der Gruppe schwangte. Während die einen enthemmt über Ihre Erlebnisse plauderten, ja sogar leise Scherze über die Orks machten, waren andere wiederum bis aufs äußerste angespannt.
Dann endlich fanden wir den Wagen. Einsam, ja fast schon einladend stand er auf einer Wiese etwas abseits des Weges.
Kaum dass wir uns näherten kamen jedoch Pfeile angeflogen und es folgte ein weiterer Kampf, welcher jedoch ebenfalls nach kurzer Zeit für uns entscheiden werden konnte.
Voller Dankbarkeit verteilte der Händler die versprochene Belohnung. Plötzlich, so schnell, dass selbst die Orks nicht rechtzeitig reagieren konnten, wurde der Händler von einem der unseren niedergestreckt.
Zeitgleich spürten wir alle Veränderungen bei uns.
Wie von Zauberhand konnte ich nichts mehr anfassen, denn das, was ich anfasste ging sofort in Flammen auf. Bei anderen verflüssigten sich die Gegenstände oder wurden gar zu Erde oder Stein. Die Orks sogar konnten gar Nichts mehr anfassen, ja man konnte sogar durch sie wie durch Luft gehen.
Schnell machte es die Runde, dass auf uns ein Fluch liegt.
Doch was sollten wir tun?
Hitzige Diskussionen entbrannten, es wurden Versuche unternommen, den Fluch zu brechen, doch keine der Möglichkeiten schien Erfolg zu versprechen. Der Fluch haftete uns an.
Als die Situation ausweglos schien kamen zwei seltsame Gestalten den Weg singend und tanzend entlang.
Nach kurzem Gespräch stellte sich heraus, dass wir zwei Erdgeister vor uns hatten, welche einer im Wald lebenden Hexe dienten. So beschlossen wir diese aufzusuchen. Vielleicht hatte sie eine Möglichkeit uns zu helfen.
Ich fühlte mich immer unwohler. Ich war kein erfahrener Abenteurer und am liebsten wäre ich davongelaufen. Dies tat ich jedoch nicht, denn ich ahnte, dass meine Chancen zum Gesunden in der Gruppe am Größten waren.
Die Hexe und ihre Naturgeister fanden unsere Situation anscheinend erheiternd, denn, so erzählte uns die Hexe, der Händler hatte die Flüche bei ihr in Auftrag gegeben, um seine Konkurrenten beim großen Markt auszuschalten.
Mich freute jedoch die Tatsache, dass sie wohl in der Lage war, den auf uns liegenden Fluch aufzuheben.
Wir erhielten die Aufgabe diverse, für das Ritual notwendige Gegenstände beizubringen, Feuer zu machen und sogar einige Windgeister einzufangen.
Viele von uns machten sich sogleich auf, die gestellten Aufgaben zu erledigen.
Unterdessen waren die Orks zum Nichtstun verdammt, denn sie konnten auch weiterhin Nichts berühren und mussten sogar hämische Kommentare einiger meiner Mitstreiter über sich ergehen lassen, welche sich in Sicherheit wogten, weil die Orks ihnen aufgrund des Fluches nichts anhaben konnten.
Bereits da hatte ich das Gefühl, das sich dies noch als Fehler herausstellen sollte.
Als die Hexe alle Zutaten von uns erhalten hatte begann sie mit Ihrem Ritual. Sie nahm den Feuer-, Erd- und Wasserfluch von den Menschen und zuletzt auch noch den Luftfluch von den Orks.
Endlich vom Fluch befreit und um eine Belohnung reicher wollte ich mich auf den Heimweg machen. Doch so schnell konnten wir nicht gehen.
Es kam wie es kommen musste. Vor Wut schnaubend, überreizt von der Häme und der Provokation, welche Ihnen entgegengebracht wurde, stürmten die Orks auf die Abenteurer zu. Trotz Ihrer Wildheit hatten sie es nicht auf alle Abenteurer abgesehen.
Gezielt attackierten sie diejenigen, welche sie verhöhnten sowie jeden, welcher den Abenteurern zu Hilfe kam, und verfärbten so binnen wenigen Augenblicken das Grün des Waldbodens mit dem Blut ihrer Feinde in Rot.
Starr vor Angst hatte ich das Glück von den Orks verschont zu werden. Als ich mich nach einer Weile aus meiner Starre befreien konnte waren die Orks bereits verschwunden und die Überlebenden versuchten zu Retten, wer noch zu retten war.
Völlig irritiert und von den Eindrücken übermannt erreichte ich zwei Tage später mein Zuhause, in welchem ich mich dann doch rasch von dem Erlebten erholte.
Sie sehen, wehrte Leser, Abenteur entwickeln sich immer anders, als gedacht. Man sollte stets auf der Hut sein, nicht zuviel riskieren und doch genug Mut zeigen, sich etwaigen Gefahren zu stellen.
Ich für meinen Teil bin dankbar dieses Abenteuer erlebt und mit heiler Haut überstanden zu haben.
Aber um eine Antwort darauf zu geben, was den Reiz eines Abenteurerlebes ausmacht. Genau kann ich es nicht beantworten. Für mich jedenfalls ist es nun die Mischung aus Erwartung, Neugier, Angst, Spannung und einer großen Portion Unerwartetem.
Vielleicht begegnen wir uns ja auf eine meiner nächsten Reisen.
Ihr Hector Pfirsich
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