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Bankett beim Schirmherrn

Der Saal der Burg war gefüllt bis zum letzten Platz. Adlige, Kirchenmitglieder sowie Angehörige der mächtigen Familien wollten am Bankett teilhaben und höchstpersönlich hören, was der Schirmherr verkünden wollte.

Doch seien sie gespannt, werte Leser. Was uns der Schirmherr mitteilte, wird Andurin verändern.

Unter tosendem Applaus betrat unser Schirmherr den Saal und begann nach einer kurzen Begrüßung mit ernster Mine seine Ansprache

„Andurin ist in Gefahr. 
Ich meine mit diesen Worten nicht nur den Übergriff, welcher in den Tagen des Zarradokhs unser Land ereilte, denn trotz all der Schrecken, welche ein Krieg mit sich führt, kann ich voller Stolz sagen, dass das Licht am Horizont immer heller leuchtet.
Von Rotan bis Andurin Stadt sind die Feinde nahezu besiegt und auch in Rosaris konnten wir Dank der Hilfe des Nordens und trotz schwerer Verluste wieder Land zurückgewinnen und unsere Feinde immer weiter Zurückdrängen.“

Applaus kam von den anwesenden. Nachdem dieser abebbte sprach der Schirmherr weiter

„Die Gefahr, welche mich sorgt, ist die Gefahr aus dem Inneren.
Die Zeichen der Zeit sprechen gegen Frieden auf Andurin. Eine Gefahr, welche in unserer Mitte entsteht, breitet sich aus. Genährt durch Ignoranz und Wegschauen, kann sie erstarken.
Anschläge, Krankheiten, Chaos sowie Mord und Totschlag breiten sich über Andurin aus
Motiviert aus Unverständnis, Wut und Hass vergiftet es unsere Gesellschaft von innen heraus. 

Doch wer ist schuld daran?
Sind es die fehlgeleiteten Gläubigen oder ist es das Resultat unserer Versäumnisse?

Es dauerte lange, bis wir die Ursache begriffen, doch wir haben verstanden! 
Es ist die Folge von Unterdrückung, Ignoranz und der Tatsache, dass bestimmten Bedürfnissen kein Raum für Bestand gegeben wird.
Es ist die Folge von falsch verstandenen Zeichen und von Unverständnis, denn aus Unverständnis wird Angst. Aus Angst wird Wut und Wut führt zu Rache und Leid.

Die Zeichen der Zeit, liebe Freunde, sprechen gegen uns und glaubet mir, all diese Ereignisse, Gespräche und Überlegungen führen nur zu einem Ergebnis und bestärkten mich in meiner Überzeugung.        Ich bin Neungläubig!“

Wie ein Donnerschlag schienen diese Worte die Anwesenden zu treffen. Ein Raunen ging durch den Saal

Der Herold brachte mit einigem dominanten Aufschlagen seines Stabes gen Boden die Gäste wieder zum schweigen
Sennrath sprach mit einer beschwichtigenden Geste weiter.

„Freunde, glaubet mir, diese Entscheidung und Überzeugung ist das Ergebnis eines jahrelangen Prozesses. Es ist das Resultat von hunderten Gesprächen und Diskussionen mit den Bürgern, dem Adel und vor allem mit den Mitgliedern der Glaubenshäuser.“

Mit diesen Worten sah der Schirmherr auch die hochrangigen Vertreter der Kirchen an, welche zustimmend nickten.

„In diesen Gesprächen kamen wir zu dem Schluß, dass der bisherige Glaube unvollständig ist. Es sind nicht 8, sondern 9 Götter, welche über uns herrschen.“

Der Schirmherr blickte einen Augenblick die fragenden und irritierten Gesichter der Anwesenden an und wir können und wollen nicht behaupten, dass unser Berichterstatter nicht mit offenem Mund dagestanden hätte.

„Lasset es mich erklären“

sprach der Schirmherr weiter

„Wer von uns möge behaupten, er habe in seinem Leben noch nicht zur List gegriffen oder wäre jähzornig geworden?
Auch wenn der Eine oder Andere diese Eigenschaften als nicht gut bezeichnen möge, so gehören sie zu jedem Menschen. Neid, Eifersucht, Wut, Zorn und ähnliche Empfindungen … ohne sie, wäre das Wesen eines Menschen unvollständig.
Diese Eigenheiten sind Teil von uns.
Diese Wesenszüge zu verleugnen oder gar zu ignorieren ist unserer Überzeugung nach falsch, denn sonst bleiben sie stets im Untergrund. 
Schwelend und brodelnd … darauf wartend, bis sich eine Gelegenheit ergibt, als Licht zu kommen.So, wie mit unseren eigenen Wesenszügen ist es auch mit dem Glauben. Wird ein Teil des Glaubens unterdrückt oder ignoriert, wird auch er irgendwann versuchen ans Licht zu kommen und sich mit aller Macht Gehör verschaffen.Dies ist der Grund, weshalb es in der Geschichte Andurins immer wieder zum Erstarken des Zarradokhkultes mit zum Teil verheerenden Kriegen gab.Aber es gibt ein Gegenmittel. Akzeptanz, Wissen und Verständnis.Nach intensiven Gesprächen mit führenden Kirchenmitgliedern kamen wir zu dem übereinstimmenden Ergebnis, dass Die allmächtigen Götter uns mehrfach folgende, von uns in unserer Unvollkommenheit falsch verstandene Botschaft gabenDie Götter wirken als Ganzes. Als eine Einheit und es ist nicht gut, eine Wesenheit zu verleugnen
Wir müssen beginnen den Glauben als Ganzes zusehen.“

Ich muss an dieser Stelle einwenden, dass mein Blick zu den hochrangigen Kirchenvertretern schweifte. In den Gesicherten erkannte ich erneut Zustimmung.

„Und so sage ich, lasset uns die Einheit der Wesenheiten stärken. Lasset nicht zu, dass es Dinge gibt, welche im Verborgenen wachsen. Lasset uns offen den Glauben an alle Götter praktizieren. Bauet also auch Tempel für den Neunten, wie wir es für die Acht tun, denn nur ein vollständiger Glaube kann dauerhaften Frieden bringen.

Habt keine Angst diesen Weg der Erkenntnis zu gehen und vergebt denjenigen, welche uns, diejenigen, welche der Wahrheit ins Gesicht schauen, noch nicht verstehen können.
Helft diesen armen Seelen Erkenntnis von der Einheit zu geben so wie auch ich denjenigen vergab, welche getrieben von Angst vor der Veränderung und teilweiser Unkenntnis der Tatsachen, mich zwischen den Jahren vor ein Tribunal einer konservativen Glaubensgemeinschaft der 8 bringen wollten.
Seht, es sind zwei Vertreter der Gruppe unter uns. Ich konnte sie überzeugen, dass der Glaube an die 9 Götter kein Übel ist, sondern Neues und Frieden bewirken kann.“

Der Schirmherr zeigte auf zwei Männer und in ihren Augen war Dankbarkeit zu sehen.

Wieder den Blick durch den Saal schweifend, sprach Sennrath weiter.

„Ich bin mir sicher, dass auch Ihr Euch dieser Idee und Überzeugung anschließen werdet und der Glaube über Euch kommen wird. Lasset uns die Götter so würdigen, wie es ihnen zusteht. Als Einheit.“

Der Schirmherr machte eine kurze Pause und schaute in die Gesichter der anwesenden, welche sich sichtbar schwer taten, das soeben gesagte zu verstehen. 

„Habt Ihr Fragen?“  
Mit diesen Worten beendete der Schirmherr seine Rede

Der Graf von Siinan stand auf.
„Verzeiht, Eure Majestät“ 
begann der Graf zu sprechen 
„mir ist unwohl bei dem Gedanken und ich bin mir nicht sicher ob Eure Vorstellung on Andurin mit der meinen in Einklang zu bringen ist. Mit Eurer Erlaubnis ziehe ich mich zurück.“

Ohne eine Antwort des Schirmherren abzuwarten, drehte sich der Graf von Siinan um und verließ mit seinem Gefolge den Saal

Alle blickten zu Sennrath

Dieser erwiderte den Blicken mit einer gefassten und optimistischen Mine „Da seht ihr die von mir genannte Ignoranz und Angst, doch ich bin zuversichtlich. Der Glaube und die Erkenntnis wird kommen, doch lasst uns nun speisen und das Bankett genießen.“

Auch wenn es vielen der Anwesenden schwer viel, und die Gedanken um das soeben gesagte kreisten, ging der Abend mit köstlichen Speisen und Getränken sowie vielen Gesprächen und schweren Gedanken zu Ende.
Jeder der Anwesenden war sich sicher, soeben einen Bedeutenden Punkt in der Geschichte Andurins erlebt zu haben.

Wir werden für Sie, werte Leser weiterhin über die Entwicklungen des Krieges, über die Einführung des Glaubes an den 9ten sowie über weitere Geschehnisse in Andurin berichten